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Demonstration – Pixabay license, free for commercial use |
Blümchen im Haar… aber eben auch nicht alle schwarz-vermummte, gewaltaffine Randalierer. Aber genau dieses Bild scheint vorzuherrschen und auch die Erwartungshaltung an einen Demoeinsatz zu dominieren. Ich verstehe mich selbst als gewaltfreie Aktivistin, stehe aber immer mal wieder mit/neben Leuten auf der Straße, die einen anderen Ansatz vertreten. Die naheliegende und häufig gestellte Frage ist dann: ‚Wenn du von vornherein weißt oder zumindest annimmst, dass „diese Leute“ kommen, warum gehst du dann überhaupt dahin oder gehst nicht einfach?“ Diese Frage ist in der Tat berechtigt und kann nur individuell und situativ beantwortet werden.
bekennen sich die TeilnehmerInnen in aller Regel klar für oder auch gegen eine bestimmte politische Position, sind von dieser ebenso überzeugt wie davon, das Richtige zu tun. Wir machen das freiwillig, aus eigenem Antrieb, in unserer Freizeit. Niemals „just for fun“, aber durchaus gelegentlich mit „Spaß bei der Sache“.
Trillerpfeifen… man hat seine „Ausrüstung“, mit der man zum einen seinen Standpunkt untermauern will, zum anderen aber auch seine Zugehörigkeit zu einem „Lager“ demonstriert, zum Teil durchaus analog zu einer Uniform… für „Freund und Feind“ erkennbar, mit allen Vor- und Nachteilen.
OrdnerInnen, eine (ggf. sogar hierarchische) Struktur gibt es manchmal innerhalb einzelner Gruppen, niemals aber in der gesamten Demo, entsprechend eingeschränkt sind die Möglichkeiten der Versammlungsleitung,
tatsächlich Einfluss auf die TeilnehmerInnen zu nehmen. Um eine Analogie aus dem Tierreich zu bemühen, eine Demo ist ein „Sack Flöhe“, kein Bienenvolk.
sondern eine überaus heterogene Gruppe von Menschen, die außer einem gemeinsamen politischen Anliegen und der Solidarität untereinander wenig eint. Letztere spielt jedoch eine zentrale, für manche fast „religiöse“ Rolle. Sie eint uns über alle inhaltlichen, ideologischen, taktischen Differenzen hinweg, manchmal wird sie auch zu leichtfertig gewährt, nicht selten aus Emotionalität und Empörung heraus. Hier herrscht leider auch auf „unserer Seite“ vielfach ein undifferenziertes Freund/Feind-Denken. So kommt es, dass man auch mit Leuten
zusammen demonstriert, die man nicht richtig einschätzen kann, die einem unter anderen Umständen wohl eher suspekt wären.
das Bild und die persönlichen Erfahrungen sind also recht einseitig.
Und dieses Bild ist… mächtig, martialisch, widerwillig beeindruckend, einschüchternd, häufig von aggressivem Auftreten und Gewalt
geprägt. Ob diese „Gewalt“ im Einzelfall nun rechtmäßig ist oder nicht, spielt kaum eine Rolle, da die meisten das eh nicht auseinanderhalten können und im Fall einer Auseinandersetzung hochemotional
und empört sind. Dieses gewollt martialische Auftreten hat allerdings nicht nur einen einschüchternden Effekt, es löst vielfach auch Trotz aus und wird als Herausforderung empfunden.
jetzt? Sie wissen, Sie sehen welchen Effekt das hat.“ Darauf gibt es drei
typische Reaktionen: grimmiges, kommentarloses Zurückstarren, unsicheres Fixieren eines imaginären Punktes am Horizont, maximal mit einem „Zu unserem Schutz“, meist jedoch schweigend… oder eben den souveränen Beamten, der sich (ohne Sturmhaube unterm Helm) hinstellt und laut
und ruhig erklärt: „Das ist eine Order der Einsatzleitung, die für alle gilt. Irgendwo anders wurden gerade Gegenstände geworfen, mit
Ihnen hier hat das nichts zu tun. Wenn Sie so friedlich bleiben wie bisher, gibt’s hier kein Problem.“… und damit alle wieder runter holt. Leider passiert das immer noch viel zu selten.
zuweilen gar wie ein persönlicher Maulkorb.
jede Demonstration würde haarscharf an der Grenze zum Bürgerkrieg vorbei schrammen. Das ist natürlich Blödsinn, die weitaus meisten Demonstrationen verlaufen völlig friedlich und konfliktfrei…
aber die sind auch nicht das Problem. Wenn es hingegen zu einer Eskalation über kleinere Rangeleien am Rande hinaus kommt, ist das selten monokausal, es gibt nie DEN EINEN Auslöser oder „Schuldigen“, es spielen immer mehrere Faktoren mit hinein. Es bedarf auf der einen Seite Menschen, die tatsächlich die Auseinandersetzung suchen, sich dabei auf den „Schutz“ der MitdemonstrantInnen aber auch die Gruppendynamik innerhalb
der Demo verlassen. Das funktioniert jedoch nur, wenn das Gegenüber auch als „Feind“ wahrgenommen wird. Und ob das so ist, habt ihr in der Hand. Euer Auftreten, euer Vorgehen bei Festnahmen, aber auch kleineren Regelverstößen, spielt eine entscheidende Rolle. Ob man mit dem Wasserwerfer einigermaßen punktuell gegen einzelne Gewalttäter vorgeht und sie dann gezielt raus greift oder eben dem ganzen Demozug eine großzügige Dusche verpasst und auf breiter Front auf die Leute einknüppelt – macht einen entscheidenden Unterschied. Ob man die Sitzblockade weg „pfeffert“ oder in Gottes Namen eben wegträgt oder -zieht, auch wenn’s nervt, länger dauert und mehr Kräfte bindet – macht einen Unterschied.
meisten Leute, die euch bei solchen Einsätzen gegenüber stehen,
streben zwar tatsächlich eine andere Gesellschaft oder gar Gesellschaftsordnung an, tun dies (allem revolutionären Habitus zum Trotz) jedoch mit legalen und demokratischen Mitteln. Wir stehen auf demselben Boden wie hoffentlich die meisten von euch, dem der FDGO. Und am Ende des Tages (oder eben der Demo) wollen wir alle wieder heil nach Hause.